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Interview: Stefan Strumbel über Heimat, Freundschaft und die Warsteiner Art Collection

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Wie vergangene Woche bereits angekündigt, stellte Warsteiner am Wochenende seine “Art Collection” im Berliner Kaufhaus Jahndorf vor. Die Traditionsbrauerei hatte zum 260. Jubiläum sechs Künstler aus dem Urban/Street Art Bereich an die Flasche gebeten. Ganz in der Tradition Andy Warhols, der die Warsteiner Pilstulpe bereits in den 80ern in seinem unverkenntlichen Pop Art Stil verewigte, gestalteten Stefan Strumbel, Nychos, Brooke Reidt, 123Klan, INSA und Aaron De La Cruz je eine der sechs Flaschen mit ihrer individuellen, künstlerischen Handschrift. Neben der “Art Collection” wurde in den morbiden Räumen des ehemaligen Kaufhauses eine Ausstellung der geladenen Künstler präsentiert. Wir waren natürlich gerne dabei und haben uns mit Stefan Strumbel zum Interview getroffen. Der sympathische Künstler aus dem Schwarzwald hat mit uns über seine Vorliebe für Kuckucksuhren, die Bedeutung von Heimat und die Warsteiner “Art Collection” gesprochen. Mehr erfahrt ihr nach dem Jump.

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ArtSchoolVets!: Du arbeitest mit traditionellen und symbolträchtigen Gegenständen wie der Kuckucksuhr, dem Kruzifix oder Bambi. Du verfremdest diese aber, indem Du sie mit grellen Farben, Pop Art Elementen oder kontrastierenden Gegenständen verbindest. Steht dabei ein dekonstruktiver Ansatz dahinter?

Stefan Strumbel: Mir geht es darum den Dingen mehr Lautstärke und mehr Aufmerksamkeit zu geben, um etwas darin zu entdecken oder etwas Neues zu finden oder sie überhaupt zu sehen. Diese Lautstärke geht bei mir über die Farben und das Grelle aber auch über die Verfremdung und letztlich über eine Umkodierung des Objekts. Dabei möchte ich aber nicht den Inhalt verfremden, es ist mir vielmehr wichtig die Werte zu erhalten. Don’t forget where you come from. Das heißt, die Wurzeln müssen immer noch gegeben sein. Über die Veränderung möchte ich eigentlich erreichen, dass sich der Betrachter später auf seinem Weg nach Hause Gedanken macht. Die Objekte sollen den Betrachter in gewisser Weise abholen und über die Irritation dazu bringen, dass sie sich mit dem Thema und den Inhalten auseinandersetzen. Deshalb finde ich es spannend mit diesem verstaubten Klischee einer Kuckucksuhr zu spielen.

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Welche Rolle spielt es dabei, dass Du gewisse Gegenstände immer wieder verwendest und sie somit zu einer Art Vokabular Deiner Kunst werden. Entsteht das automatisch im künstlerischen Prozess oder steckt hinter dieser Repetition eine bewusste Intention?

Ich arbeite mit klassischen Kulturgütern, die für mich, da ich aus dem Schwarzwald komme, eine ganz spezielle Bedeutung haben und mit denen ich aufgewachsen bin. Ich lege mich dabei aber auch nicht fest. Die Kuckucksuhr wird zum Beispiel so abstrahiert, dass sie eigentlich nichts mehr mit der Kuckucksuhr zu tun hat. Mir geht es dabei tatsächlich darum, den Leuten das Thema Heimat so nahezubringen, dass sie durch die Abstraktion etwas Neues darin entdecken. Man sieht in meiner Kunst einfach woher ich komme, man sieht, dass ich aus dem Graffiti komme, man sieht die Typo, man sieht meine Wurzeln und so lässt sich immer ein roter Faden finden, das kommt sozusagen aus mir selbst.

Wie Du sagst, kommst Du aus dem Graffiti und damit aus einem Bereich der Kunst, der sich meist außerhalb von Galerien abspielt. Bist Du mit diesen Wurzeln noch stark verbunden?

Was ich heute mache hat nichts mehr mit Graffiti zu tun. Aber ich habe Graffiti als Sprungbrett genutzt, das war quasi meine Akademie. Und man sieht es bis heute in meiner Kunst – am Sprühen, an den Farben, an den Details. Was mich immer noch fasziniert und das gefällt mir auch an dem Warsteiner Projekt, das ist Kunst im öffentlichen Raum. Das ist für mich die schönste Leinwand der Welt, weil Du Menschen triffst, die nie in Museen oder Galerien gehen würden. Und das gefällt mir auch an der Bierflasche, denn darüber erreicht man Menschen, die sich eventuell überhaupt nicht mit Kunst befassen.

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Heimat und Tradition sind zwei Schlagworte die im Kontext Deiner künstlerischen Arbeit immer wieder fallen und die auch in Bezug zum aktuellen Warsteiner Projekt eine größere Bedeutung einnehmen. Ist diese gemeinsame Grundlage wichtig für eure Zusammenarbeit?

Mit Tradition und Heimat beschäftige ich mich jeden Tag in meiner Kunst. Gerade das Thema Heimat ist so omnipräsent, von der Lebensmittelbranche bis hin zur Automobilindustrie, durch Globalisierungsdebatten und die heutige Schnelllebigkeit, da sehnen sich die Leute wieder nach den Wurzeln und nach einem Heimatgefühl. Und mit Sicherheit sind es diese gemeinsamen Werte, die mich mit Warsteiner verbinden und die dazu geführt haben, dass ich mich für eine Zusammenarbeit entschieden habe. Aber darüber hinaus ist Warsteiner für mich eine progressive und dynamische Company und das fasziniert mich. Außerdem spielt natürlich die Kunstaffinität eine Rolle, die schon mit den Arbeiten von Andy Warhol anfängt, der ein absolutes Vorbild für mich ist. Und schließlich ist es über die professionelle Ebene hinaus auch eine Freundschaft, die mich mit dem Team von Warsteiner verbindet, denn wir haben ja auch schon vorher Projekte zusammen realisiert und da habe ich festgestellt, dass es dabei wirklich um Kunst geht und nicht nur um ein Branding.

Ist es dann eher eine Form von Partnerschaft, oder wie arbeitet ihr konkret zusammen?

Ich würde nie etwas tun, was mir jemand vorgibt. Man bekommt eine Leinwand geboten und die Leinwand wird von mir bespielt und natürlich gibt’s da einen Rahmen an den man sich hält. Aber ansonsten geht das für mich über eine Partnerschaft hinaus, da geht es wirklich um Freundschaft. Außerdem ist Bier ein wahres Kulturgut und ich arbeite gern mit Kulturgütern – ob das die Kuckucksuhr ist, das Kruzifix oder die Kirche. Eine Flasche Bier funktioniert dabei wie ein Transportmittel, denn Warsteiner ist in 60 Ländern weltweit verbreitet und so verbreitet sich auch die “Art Collection”. Die ganze Herangehensweise von Warsteiner an das Thema Kunst fasziniert mich und insofern ist das viel mehr als eine Partnerschaft, sondern eine Freundschaft und dabei geht es dann eigentlich auch schon wieder um Heimat, denn man fühlt sich geborgen.

Vielen Dank für das Gespräch!

BOLD Warsteiner Art Collection Gruppenbild LOW RES Interview: Stefan Strumbel über Heimat, Freundschaft und die Warsteiner Art Collection

Ab September geht die Warsteiner “Art Collection” als Kastenzugabe für kurze Zeit in den Handel.

 

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